Atlas Code 55-Weichen
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Über die Qualität und Befahrbarkeit der Atlas Code 55 -Weichen ist seit ihrem Erscheinen vieles geschrieben und diskutiert worden. Fakt ist, dass diese Weichen zumindest bezüglich ihres Aussehens und der lieferbaren Abzweigwinkel das derzeitige Non-Plus-Ultra bei Industriematerial darstellen. Fakt ist aber auch, dass die Firma Atlas offensichtlich auch Jahre nach der Einführung des Code55-Gleissystems Probleme hat, die erforderliche Fertigungspräzision zu garantieren.

Als ich bei meiner heimischen Rangieranlage die ersten Probefahrten über die Weichenstrasse des Yards machte, wunderte ich mich über das starke Ruckeln der gezogenen Wagen beim Befahren der abzweigenden Stränge der verwendeten #7-Weichen. Zur Ursachenforschung wurde die NMRA-Lehre herangezogen. Zunächst kontrollierte ich sämtliche Radsätze der Wagen. Die verwendeten Atlas-Metallradsätze wiesen alle die richtige Spurweite auf. Kein Wunder, schließlich hatte ich alle Radsätze schon beim Einbau in die Wagen kontrolliert und justiert. Aber ich wollte diesen Faktor in jedem Fall ausschließen.

Also musste es an den Weichen liegen. Beim Kontrollieren der Spurweite der Weichen war das Problem schnell ermittelt. Im Bild unten ist zu erkennen, dass die Weichen im Bereich der Zungen eine Spurverengung aufweisen.

Schaut man sich die linke, auf den Abzweig führende Zunge genauer an, so erkennt man, dass diese eigentlich gerade ist. Die Spurverengung tritt genau an der Stelle auf, an der die Ausfräsung der rechten Backenschiene endet.

Da die Zungen offensichtlich aus einem relativ unelastischen Gusswerkstoff bestehen, kann man das Problem relativ leicht beseitigen: Mit einem kleinen Schraubenzieher hält man die Zungen fest und biegt mit einem weiteren Schraubenzieher die Zunge im Bereich kurz vor dem Zungengelenk etwas in Bogenform.

Dabei muss man relativ vorsichtig zu Werke gehen. Die mechanische Stabilität ist dabei nach meinen Erfahrungen kein Problem. Aber ein zu starkes Biegen der der Zunge hätte zur Folge, dass das Rillenmaß bei gerader Weichenstellung zu gering wird! Also vorsichtig biegen und immer die Spurweite im Abzweig und das Rillenmaß im geraden Fahrweg kontrollieren.

Mein Fazit: Das Preis-Leistungsverhältnis der Atlas Code 55-Weichen ist super, eine Minute Nacharbeit an einer Weiche ist dafür in Kauf zu nehmen.

Verwundert bin ich allerdings darüber, dass die Firma Atlas offensichtlich nicht in der Lage ist, ihre Produkte Ready-to-run anzubieten und somit den eigenen Ruf aufs Spiel setzt: wie schon an anderer Stelle auf dieser Webseite geschrieben, hatten die Radsätze meiner Atlas-Lokomotiven eine zu geringe Spurweite. Ebenso waren bei den über 100 Atlas-Metall-Radsätzen, die ich in Micro-Trains-Wagen verbaut habe, recht viele zu justieren. Out-of-the-box läuft somit Vieles erst mal nur mit Haken, Klemmen und Entgleisungen. Der "normale" Kunde wird sich also früher oder später in irgendwelchen Forum entsprechend über die "Qualität" der Produkte äußern...

bs 03/2008 


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